Energiewende – die verpasste Chance

Der erste Schritt einer Reise ist immer der schwierigste. Das sagt ein chinesisches Sprichwort. Das scheint auf die Energiewende allerdings nicht zuzutreffen. Der erste Schritt war überraschend schnell gemacht. Die folgenden fanden dann nicht statt. Dabei war die Mehrheit der Deutschen nach den Ereignissen von Fukushima laut Umfragen doch bereit, die Energiewende zu vollziehen.

Ein derartig gewaltiges Unterfangen wie die Energiewende braucht allerdings Anführer, die voraus gehen und den Weg zeigen. Da braucht es Leute mit Visionen. Die gab es in der Führungsriege der Politik zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht. Da wurde beschwichtigt, dass der Umbau gar nicht so teuer werden würde, was wiederum den Eindruck erweckte, als ob es den fast zum Nulltarif geben würde, obwohl jeder Mensch mit einigermaßen klarem Verstand wusste, dass das gar nicht möglich war. Einige Bereiche sollten ganz vom Umbau „verschont“ werden. Und so weiter und so fort. Die Politik hat kläglich versagt. Sie hat eine historische Gelegenheit verpasst.

Warum hat man die Bevölkerung, von der ja die Energiewende gefordert wurde, nicht einbezogen in dieses Großprojekt? Warum hat man uns nicht reinen Wein eingeschenkt und gesagt, dass diese Wende Geld kosten würde, das langfristig übrigens sehr gut angelegt gewesen wäre? Es wäre die Gelegenheit gewesen, die Menschen konstruktiv an der Energiewende teilnehmen zu lassen. Unter dem Slogan „Packen wir es an. Machen wir unsere Gemeinde energieautark!“ hätte man in höchstens mal einem Jahrzehnt zumindest die ländlichen Regionen zu einer dezentralen Energieversorgung umbauen und sie damit unabhängiger von Öl und Gas machen können. Weite Teile der Bevölkerung hätten in dieses Projekt eingebunden werden können. Was für eine innovative und auch ökonomische Kraft ist hier ungenutzt geblieben. Die Menschen wären im gemeinsamen Tun wieder ein Stück näher zusammengerückt. Stattdessen wird dieses Projekt in einem Kleinklein der Tagespolitik zerrieben. Schrecklich! Wieder eine Gelegenheit verpasst!

Merkel ist übrigens nicht die erste, die eine Energiewende verschlafen hat. Einer ihrer Vorgänger, Willy Brandt, hatte bei der ersten Ölkrise 1973 auch schon mal eine Chance, eine Energiewende einzuläuten.

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