Fragen wir hier nach einem Ort, auf den sich Gott zurückgezogen hat? Oder ist diese Frage in Wahrheit vielleicht eine Frage nach der Existenz Gottes? Oder ist es eine Frage an all die religiösen Menschen auf dieser Welt? Warum äußert sich dieser Gott nicht in einer Welt, die seit geraumer Zeit dazu fähig ist, nicht nur sich selbst, sondern den gesamten Planeten zu ruinieren? Und die Menschen tun dies bereits trotz besseren Wissens. Wahnsinn. Wird nicht Gott mit der Liebe gleichgesetzt? Kann das, was weltweit passiert, Ausdruck dieser Liebe sein? Ich kann nicht verstehen, dass ein Gott der Liebe einfach so zuschauen kann, wie der Ozean als der Urquell allen Lebens mit Plastik zugemüllt wird, der Planet regelrecht geplündert wird und die Menschen das, was es zu holen gibt, mit größter Gier an sich reißen und dabei auch nicht zurückschrecken, sich gegenseitig zu übervorteilen, ja im schlimmsten Fall sich sogar umzubringen.
Ist es nicht höchste Zeit, dass Gott handelt? Aber: Hätten die Menschen im Mittelalter, man denke nur an den 30-jährigen Krieg, nicht dieselbe Frage stellen können? Waren die Zeiten damals besser? Oder während des 2. Weltkriegs? Beantwortet das gesamte Weltgeschehen mit all seinen Grausamkeiten letztendlich sogar die eingangs gestellte Frage? Und zwar dahingehend, dass es gar keinen Gott gibt?! Ich kann das alles nicht verstehen, zumindest nicht, wenn ich es aus der Sicht eines Christen betrachte. Oder ist diese meine Meinung nur die Sichtweise eines Menschen, der im Herbst seines Lebens steht und der die Kürze des Lebens und seine Kostbarkeit – aber auch die Bedeutungslosigkeit des einzelnen – immer deutlicher erkennt.
Mit dem Buddhismus lässt sich die gegenwärtige Situation viel leichter verstehen. Die jetzt agierenden Lebewesen häufen Karma auf, das sie im Laufe der nächsten Leben wieder abbauen werden. Und diejenigen, die jetzt unter der Situation leiden müssen, haben wohl schlechtes Karma angehäuft und sind gerade dabei, dafür zu büßen. Man kann die Situation, in der wir uns befinden, aus buddhistischer Sicht als Lernprozess der Menschheit verstehen wie er seit ewigen Zeiten abläuft. Diese buddhistische Sichtweise mag etwas einfach dargestellt sein, sie stimmt jedoch im Kern!
Am einfachsten lässt sich die Geschichte der Menschheit ohne jede Religion oder Philosophie verstehen: Es ist eben so wie es ist. Jeder ist sich selbst der nächste und die Gesellschaft wird vom einzelnen nur insoweit unterstützt wie diese ihm nützt. Ich darf hier nur an Charles Darwins „Survival of the fittest“ erinnern. Möglicherweise ist die Welt tatsächlich so einfach gestrickt?! Ohne jeden tieferen Sinn. Und vor dieser Sinnlosigkeit haben wir Angst! Was tun wir dagegen? Analog zu Münchhausen ziehen wir uns mit der Religion selbst aus dieser Angst.
Aus der Sicht der Veden stehen wir am Ende eines düsteren Zyklus und am Anfang eines besseren Zeitalters. Vielleicht haben die Schriften des alten Indiens ja recht. Hoffentlich!
Andreas Angermeir