Quo vadis USA? oder Die letzte Schlacht

Das Ende vom amerikanischen Way of Life

Der verzweifelte Kampf von Trump und seinen Anhängern um den Erhalt ihrer Macht ist nicht das Werk eines Irregeleiteten. Für mich ist es der Widerstand gegen eine grundlegende Veränderung der amerikanischen Gesellschaft. Die Vorherrschaft des weißen, europäisch geprägten Mannes neigt sich ganz langsam dem Ende entgegen. Die Machtverteilung wird in Zukunft von den vornehmlich aus Mittel – und Lateinamerika eingewanderten Menschen und von den Nachfahren der aus Afrika stammenden Schwarzen stark geprägt werden. Selbst wenn sie nicht die Mehrzahl in der wirtschaftlichen und politischen Führungsschicht stellen werden, so werden sie doch mit ihren Stimmen die zukünftige politische Landschaft entscheidend prägen.

Die Herausforderung durch China zwingt die USA außerdem, sich noch mehr als bisher dem pazifischen Raum zu öffnen. Die Hegemonie der USA, deren Ursprung sich aus dem missionarischen Gedankengut der Pilgrim Fathers herleiten lässt, beginnt zu bröckeln. Die Bevölkerung spürt das und Trump hat mit seinem „America first“ diese Angst perfekt bedient. Es ist allzu augenscheinlich, wie China sich an die Spitze der Welt schiebt.

China wird unseren Planeten in ein paar Jahrzehnten wirtschaftlich und militärisch dominieren. Wie eine riesige Dampfwalze rollt China an die Spitze und macht alles nieder, was sich in den Weg stellt. Es ist ein langsamer, aber stetiger Prozess – unaufhaltsam. Da bedarf es keiner großen, lautstarken Ankündigungen. Der Durchmarsch ist nicht zu stoppen. Das neue Freihandelsabkommen mit den asiatischen Nachbarstaaten zeigt, wo es lang geht. Der neuen Regionalen Umfassenden Wirtschaftspartnerschaft (RCEP) gehören neben den zehn Asean-Staaten Vietnam, den Philippinen, Singapur, Indonesien, Malaysia, Thailand, Myanmar, Brunei, Laos und Kambodscha auch Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland an (zitiert aus t-online vom 15.11.2020).

Auch Biden erkennt das und wird darauf reagieren müssen. Russland spielt hier eine eher untergeordnete Rolle. Biden wird die Bändigung Russlands den Europäern ans Herz legen. So wird er wohl mit Europa keine zweite Front eröffnen wie es Trump mit der Androhung eines Handelskrieges mit Europa getan hat. Biden braucht die Europäer, um sich auf das Geschehen im asiatisch pazifischen Raum konzentrieren zu können. Innenpolitisch hat er die Öffnung hin zu den Latinos und den coloured People mit der Nominierung von Kamala Harris zur Vizepräsidentin bereits vollzogen. Hier hat er die Weichen zu einer neuen Gesellschaftsordnung gestellt. Wenn diese Veränderung den alteingesessenen Amerikanern bewusst wird, könnte es zu einem letzten Aufbäumen dieser Bevölkerungsgruppen kommen und den Republikanern bei der nächsten Präsidentschaftswahl noch einmal zum Sieg verhelfen. Aber selbst dieser Sieg wäre nur ein vorübergehender.

Der seit langem sich abzeichnende Weg hin zu einer multikulti Gesellschaft mit dem Schwerpunkt auf Latinos und coloured People steht für das Amerika des 21. Jahrhunderts. Möglicherweise stoßen zu dieser Gruppe auch noch neue Einwanderer aus dem asiatischen Raum, ohne jedoch die entscheidende Rolle im neuen Machtgefüge zu spielen. Die Eliten und damit die Bosse der führenden Wirtschaftsunternehmen werden sich auch in naher Zukunft aus den weißen Bevölkerungsschichten rekrutieren. Die Frage ist, ob sie sich auf eine Seite der Bevölkerung stellen oder ob sie die Latinos und die coloured people lediglich dazu benutzen, um mit billigen Arbeitskräften ihren Profit zu mehren und wie bisher die Zügel fest in der Hand halten werden.

Die Wirtschaftsbosse und auch Biden können innere Unruhen nicht gebrauchen. Wenn USA wenigstens noch für ein oder zwei Jahrzehnte die führende Weltmacht bleiben will, so müssen sie jetzt alle Kräfte im Innern bündeln. Ob man Biden mag oder nicht, er hat die Fähigkeit, die Lager zu vereinen und er wird den Slogan Trumps „Amerika first“ klammheimlich zu einem wesentlichen Bestandteil amerikanischer Politik machen. Voraussetzung ist natürlich, dass er nicht an seinem Alter scheitert und seine Arbeit von Kamal Harris zu Ende geführt werden muss.

Andreas Angermeir

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