Der Regenbogen

Der Regenbogen gehört für mich zu den faszinierendsten Naturschauspielen, die ich kenne. Er wurde von GreenPeace für deren Zwecke vereinnahmt und seit vielen Jahren von der LGBTQ-Community als Symbol für die sexuelle Vielfalt benutzt. Besondere Aufmerksamkeit erhielt er beim Fußballspiel zwischen Deutschland und Ungarn. Schauen wir uns die Sache doch einmal genauer an.

Die UEFA hatte vor 2012 die Idee, Die Europameisterschaft in vielen Ländern Europas und nicht nur in einem oder in zwei abzuhalten. Alle Städte, die bestimmte Kriterien bezüglich der Fußballstadien erfüllten, konnten sich bewerben. Für Deutschland warf die Stadt München den Hut in den Ring und bekam auch den Zuschlag.

Neben der Stadiongröße stellte die UEFA im Zuge der Corona-Krise weitere Bedingungen auf. Um zu verhindern, dass Spiele vor leeren Zuschauerrängen stattfinden, sollten die Städte bestimmte Zuschauerzahlen garantieren. In diesem Zusammenhang gab es bereits das erste Gerangel zwischen dem Oberbürgermeister Reiter der Stadt München und der UEFA. Reiter argumentierte, dass er keine Zuschauerzahlen garantieren könne, was die UEFA mit der Androhung, München durch einen anderen Spielort zu ersetzen, konterte. Reiter war sichtlich verärgert. Aus seiner Sicht war im Anschluss an dieses Gerangel offensichtlich noch eine Rechnung „offen“.

Kurz vor dem Spiel Deutschland gegen Ungarn beschloss das ungarische Parlament unter der Federführung des Ministerpräsidenten Orban ein Gesetz, das nach Meinung vieler Länder der EU als LGBTQ feindlich einzustufen war. Reiter forderte, einen Kontrapunkt zu Orbans Politik zu setzen und das Stadion während des Deutschland-Ungarn Spiels in Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen. Er sagte, dass er sich für die LGBTQ-community einsetzen wollte; in Wirklichkeit war es m.E. eine Kampfansage gegen Orban. Die UEFA lehnte das Ansinnen Reiters ab.

Reiter hatte wohl geglaubt, dass er mit seiner Forderung nach der Regenbogenbeleuchtung erstens dem Ministerpräsidenten Ungarns und zugleich der UEFA eins auswischen könnte, indem er sich auf die Seite der Toleranten und der Fortschrittlichen stellte. Reiter, der gute Mensch. Die UEFA ließ sich durch Reiters Taktieren nicht beeinflussen, wertete den Wunsch Reiters als einen Affront gegen die Richtlinien der UEFA und blieb bei ihrer Haltung, dass sie eine Politisierung der Spiele nicht dulden würde. Schließlich war Reiters Vorschlag eine offensichtliche Attacke gegen Orban und zweitens wohl eine Retourkutsche gegen die UEFA wegen des vorangegangenen Streits bezüglich der Zuschauerzahlen im Stadion während der Corona-Krise.

Dass die UEFA grundsätzlich keine Einwände gegen die Nutzung des Regenbogens hat, zeigt sie dadurch, dass sie nichts gegen eine Bannerwerbung unternimmt, in der der Regenbogen integriert ist! Schade, dass der Oberbürgermeister Münchens nicht verstanden hat, dass nicht er, sondern der Veranstalter, in diesem Fall die UEFA, die Spielregeln bestimmt. Niemand hat München gezwungen, sich für diese Veranstaltung zu bewerben!

Langfristig hat der OB Reiter der Stadt München wohl keinen guten Dienst erwiesen. Die Verantwortlichen von sportlichen Großveranstaltungen werden sich bei der Vergabe von Events mit Sicherheit an Reiters Verhalten erinnern.

Andreas Angermeir

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